Um sich von der Konkurrenz abzuheben, veröffentlicht Rainer Grill jeden Tag möglichst lustige Videos auf TikTok. Sein Arbeitgeber, ein schwäbischer Ventilatoren-Hersteller, verspricht sich davon Aufmerksamkeit bei potenziellen Bewerbern. Der Abteilungsleiter tanzt mit Kollegen durch die Werkshalle, probiert Tattoos auf Zeit aus oder bekommt einen Eimer Wasser über den Kopf. Und der TikTok-Kanal der Firma hat Erfolg: Von den rund 100.000 Followern fragen regelmäßig Interessierte nach offenen Stellen.
Der klassische Arbeitsmarkt allein reicht zurzeit nicht aus, um in Deutschland den Bedarf an Fachkräften zu decken. Die Industrie- und Handelskammer hat daher gemeinsam mit der Agentur für Arbeit ein Pilotprojekt aufgesetzt, das Fachkräfte aus Brasilien, Indien und Vietnam nach Deutschland vermittelt. Der Elektriker Felipe Barros Meira ist mit nur einem Koffer aus Rio de Janeiro nach Lübeck gezogen, um bei einer Firma zu arbeiten, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Frau Jacqueline und Tochter Pietra sind mittlerweile nachgekommen. Ob auch sie bleiben dürfen – darüber entscheidet ein Termin bei der Ausländerbehörde.
In Griechenland kämpft eine Traditionsmolkerei bei Thessaloniki um Fachkräfte. Da er beim griechischen Ausbildungssystem Defizite sieht, hat sich Geschäftsführer Konstantinos Chatzakos entschieden, seine Fachkräfte selbst auszubilden. Doch oft erlebt er, dass junge Menschen mit dem erworbenen Wissen ihr Glück anschließend im besser zahlenden Ausland suchen. Als Ausweg bleibt wohl nur die weitere Automatisierung seiner Produktion.