ARTE: Der Ölschock von 1973 – Auto­freie Sonntage

DONNERSTAG, 7.12.2023, 20.15 – 21.00 UHR, ARTE

25. November 1973: In Deutschland feiern die Bürger­innen und Bürger an diesem Tag ein ganz besonderes Ereignis – inmitten einer wirt­schaft­lichen Krise: Es ist der erste von ins­gesamt vier auto­freien Sonntagen.

Die Autobahnen der Bundes­republik sind verwaist, aber in den Städten herrscht Volks­fest­stimmung, auf dem Kur­fürsten­damm tanzen und singen die Menschen aus­gelassen. Fahr­räder, Kutschen und Autos, die von Pferden über die Straßen gezogen werden, prägen das Stadt­bild in der ganzen Bundes­republik. Die Fahr­verbote sollen Benzin ein­sparen, denn die westlichen Industrie­staaten befürchten damals, dass das Öl knapp wird.

Im Herbst 1973 über­fallen ägyptische und syrische Truppen Israel. Besonders die Vereinigten Staaten stehen ihrem Verbündeten im sogenannten Jom-Kippur-Krieg zur Seite. Als Reaktion auf die Unter­stützung der USA verhängen die arabischen erd­öl­exportierenden Staaten ein Öl-Embargo gegen Washington und verkünden zudem, dass sie die Förder­menge reduzieren werden. Das führt zu einem regel­rechten Ölschock und zwingt die Regierungen des Westens zum Energiesparen.

Für manche beginnt mit der Ölkrise auch ein neuer Lebens­ab­schnitt: Andreas Nemitz wohnt auf dem bayerischen Land – kilometer­weit von einem öffent­lichen Ver­kehrs­mittel ent­fernt. Er ent­schließt sich damals kurzer­hand ein Pferd zu kaufen, das eine Kutsche ziehen kann. Als das Fahr­verbot endet, behält er die Stute samt Kutsche und macht ein Geschäft daraus.

Doch viele Verbraucher und Unter­nehmen ächzen im Winter 1973 unter den hohen Energie­kosten. Die Öl­krise ent­puppt sich als Zäsur. Der wirt­schaft­liche Nach­kriegs­boom findet ein jähes Ende. Als Konsequenz diversi­fi­zieren viele Staaten ihre Energie­träger und auch Deut­schland setzt unter anderem verstärkt auf die Atom­kraft. Die Umwelt­bewegung erhält immer mehr Zulauf, denn die Lehren des Öl­schocks ver­stärken ein neues Bewusst­sein für Ressourcen­ver­brauch, Konsum und daraus resultierende Umweltschäden.