Die Autobahnen der Bundesrepublik sind verwaist, aber in den Städten herrscht Volksfeststimmung, auf dem Kurfürstendamm tanzen und singen die Menschen ausgelassen. Fahrräder, Kutschen und Autos, die von Pferden über die Straßen gezogen werden, prägen das Stadtbild in der ganzen Bundesrepublik. Die Fahrverbote sollen Benzin einsparen, denn die westlichen Industriestaaten befürchten damals, dass das Öl knapp wird.
Im Herbst 1973 überfallen ägyptische und syrische Truppen Israel. Besonders die Vereinigten Staaten stehen ihrem Verbündeten im sogenannten Jom-Kippur-Krieg zur Seite. Als Reaktion auf die Unterstützung der USA verhängen die arabischen erdölexportierenden Staaten ein Öl-Embargo gegen Washington und verkünden zudem, dass sie die Fördermenge reduzieren werden. Das führt zu einem regelrechten Ölschock und zwingt die Regierungen des Westens zum Energiesparen.
Für manche beginnt mit der Ölkrise auch ein neuer Lebensabschnitt: Andreas Nemitz wohnt auf dem bayerischen Land – kilometerweit von einem öffentlichen Verkehrsmittel entfernt. Er entschließt sich damals kurzerhand ein Pferd zu kaufen, das eine Kutsche ziehen kann. Als das Fahrverbot endet, behält er die Stute samt Kutsche und macht ein Geschäft daraus.
Doch viele Verbraucher und Unternehmen ächzen im Winter 1973 unter den hohen Energiekosten. Die Ölkrise entpuppt sich als Zäsur. Der wirtschaftliche Nachkriegsboom findet ein jähes Ende. Als Konsequenz diversifizieren viele Staaten ihre Energieträger und auch Deutschland setzt unter anderem verstärkt auf die Atomkraft. Die Umweltbewegung erhält immer mehr Zulauf, denn die Lehren des Ölschocks verstärken ein neues Bewusstsein für Ressourcenverbrauch, Konsum und daraus resultierende Umweltschäden.