Immer mehr Menschen leben in Deutschland auf der Straße. Ein Grund sind immens steigende Mieten, in Berlin zum Beispiel um 112% in den vergangenen zehn Jahren. Von Wohnungsverlust sind zunehmend auch Menschen der Mittelschichten betroffen. Wie Chris aus München. Er führt ein Katz- und Mausspiel mit Polizei und Sicherheitsleuten der U-Bahn. Diese wollen keine Obdachlosen auf den Bahnhöfen dulden, während Chris nur eines will, nachts einige Stunden im Trockenen schlafen.
Kalle aus Bremen übernachtet hinter einer Bauplane und fühlt sich privilegiert, weil er als Obdachloser dort sein darf. Und Nicky aus Berlin hat fünf Jahre Couch-Surfen hinter sich. Sie ist kaputt vor Hoffnungslosigkeit und Misserfolgen und sehnt sich nach den eigenen vier Wänden.

Frauen und Männer sind unterschiedlich von Obdachlosigkeit betroffen. Frauen suchen eher nach Möglichkeiten, um ein Leben auf der Straße zu vermeiden. Und diese gibt es, in Berlin mit dem Pilotprojekt „Housing First für Frauen“ oder in Leipzig mit der „Wohnschule“. Hier lernen junge Leute, wie man richtig wohnt. Denn die LWB, Sachsens größter Wohnungsanbieter, hat festgestellt, dass Mietverhältnisse überdurchschnittlich oft bei Erstmietern scheitern. Diese wissen schlicht nicht, welche Pflichten und Rechte sie als Mieterinnen und Mieter haben.
Dass Wohnraum knapp ist und zur zentralen Frage des öffentlichen und politischen Lebens wird, kennt man in Deutschland seit Jahrzehnten, aus Zeiten nach dem Krieg und während der deutschen Teilung. Historische Rückblicke der Doku „ Leben auf der Straße - Obdachlos und abgehängt“ zeigen unterschiedliche Strategien der beiden deutschen Staaten, im Umgang mit Obdachlosigkeit. Dass es sie dies- und jenseits der Mauer gab, auch darüber berichtet der Film von Thomas Kasper im ZDF.