Seit 23 Jahren führt Wladimir Putin Russland mit harter Hand. Auch mit Hilfe von treuen Mitstreitern. Doch noch nie ist der Präsident so sehr auf seine engsten Vertrauten angewiesen wie jetzt.
© DPADenn mit dem Einmarsch in die Ukraine hat Putin alles auf eine Karte gesetzt: Sieg oder Niederlage. Doch seit dem Kurzzeit-Putsch durch Söldnerchef Jewgeni Prigoschin bröckelt das Bild vom starken Mann im Kreml. Wer sind die Menschen, die ihm seine Macht sichern?
Da sind auf der einen Seite die Kriegsherren wie der Ende August verunglückte Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin, den Putin lange schalten und walten ließ, als hätte diese Schattenarmee längst das Zepter der Macht in der Hand. Bis zum »Kurzzeit-Putsch« im Juni. Daneben gibt es Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow und viele weitere private Militärformationen, die für Putin die Drecksarbeit erledigen. Auf der anderen Seite beruht Putins Macht auf den Militärs. Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow gelten als Hauptfeinde von Jewgenij Prigoschins und als treue Putin-Gefolgsmänner. In der Armee selbst ist ihr Ruf umstritten. Eine extrem wichtige Rolle spielen für den ehemaligen KGB-Agenten Putin natürlich auch die verschiedenen Geheimdienste. An der Spitze der russischen Geheimdienste FSB und SWR sitzen enge Vertraute Putins. Männer wie Alexander Bortnikow, Sergei Naryschkin und Nikolai Patruschew spielen im russischen Machtzirkel eine wichtige Rolle, sie verbindet eine langjährige und enge Männerfreundschaft zu Wladimir Putin.
Einen Großteil seiner Macht verdankt Wladimir Putin den gleichgeschalteten Medien und den Propagandisten, die im riesigen Russland Millionen Haushalte mit radikalen Ansichten versorgen. Wladimir Solowjew, Dmitrij Kisseljew oder Margarita Simonjan sind weit mehr als Moderatorinnen und Journalisten – sie sind die Sprachrohre Putins und bringen die Bevölkerung auf Linie. Das funktioniert so gut aufgrund der sowjetischen Vergangenheit, aus der auch die Apparatschiks wie Außenminister Sergej Lawrow entstammen. Das System ist nach wie vor mit älteren Männern sowjetischer Prägung durchzogen, die auch in der UdSSR eine Parteikarriere hätten hinlegen können und deren Werte aus dieser längst vergangenen Zeit stammen.
Zu guter Letzt fußt Putins System auf Oligarchen, die das System, in dem nur der Stärkste Alles erobert und übernimmt überleben kann. Männer wie die Rotenberg-Brüder, Alexej Miller oder Roman Abramowitsch helfen Putin in schwierigen Situationen immer wieder aus der Klemme. Ansonsten haben sie politisch still zu halten, sonst drohen ihnen schlimmste Konsequenzen.
Das Herzstück der Dokumentation sind Kurzporträts von Putins Helfern. Dabei greifen wir auf Archivmaterial zurück, das wir mit Interviews von ausgesuchten Expert:innen verweben. Zum Beispiel mit Ekaterina Schulman, Russlands bekanntester Politologin, die seit Kriegsbeginn in Berlin lebt. Oder mit dem Autoren des Buchs »Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat«, Michael Thumann. Außerdem kommt der russische Investigativjournalist Roman Anin zu Wort und Alexey Yusupov, Leiter der Russland-Abteilung der Friedrich-Ebert-Stiftung.