Das weibliche primäre Geschlechtsorgan war lange ein unerforschtes unbekanntes Terrain und mit großer Scham behaftet. Im Unterschied zum Penis können selbst die meisten Erwachsenen keine anatomisch korrekte Vulva oder Vagina zeichnen. Schon die Benennung ist meist falsch: Vulva, das ist das äußerlich sichtbare Genital, umfasst Venushügel, Schamlippen und Kitzler. Vagina ist der Schleimhautschlauch, der die Vulva mit dem Muttermund und der Gebärmutter verbindet. Sexualtherapeuten verwenden heute vermehrt den Begriff „Vulva-Lippen“ anstelle von „Schamlippen“, um den Begriff „Scham“ zu vermeiden. Auch die Menstruation ist, besonders für viele junge Mädchen, schambehaftet und tabuisiert. Das Phänomen so verbreitet, dass es dafür sogar eine englische Bezeichnung gibt: "period shame".
Unbehagen und Unkenntnis wirken sich auch auf die Sexualität aus. Dabei ist der komplexe anatomische Aufbau der weiblichen Geschlechtsteile ein besonderes Privileg des Menschen: Durch das sensible Äußere ihres Geschlechtsteils haben Frauen mehr Vergnügen am Sex als den meisten Weibchen im Tierreich vergönnt ist. Wo genau entsteht das Vergnügen? Noch wird in der Wissenschaft gestritten, welche Region das eigentliche orgastische Zentrum sei – der Kitzler oder die Vagina. Doch für beides werden neue Spielzeuge entwickelt, die die weibliche Lust fördern.
Im Kantonsspital Luzern ist die bisher größte Vulva-Studie der Welt durchgeführt worden. Ein Team von fünf Ärzten hat die Genitalien von 657 Frauen vermessen. Die Unterschiede waren enorm. Der Wunsch nach Optimierung der weiblichen Intimzone, nach einer „Designer-Vagina“, indes wächst. Operative Schamlippenverkleinerungen oder Liftings haben Konjunktur. Es gibt aber auch Frauen, die ohne Vagina, Muttermund und Uterus geboren werden. Eine von 5000 Frauen ist von dem „Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom“ betroffen.
Die Wissenschaftsdoku klärt darüber auf, was jeder Mann und jede Frau über das primäre weibliche Geschlechtsorgan wissen sollte.