© Hans Jakobi
Nathalie (37) und Moritz Thumann (40) sind mit ihren beiden Kindern Sophie (14) und Jonas (7) auf ihrem Katamaran unterwegs Richtung Westen. Zwei Jahre hatten sie sich im Mittelmeer an das Leben auf dem Boot gewöhnt, bevor sie Europa verlassen und über die Kapverdischen Inseln den Sprung über den Atlantik wagen. Die Thumanns haben ihren durchgeplanten Alltag in Deutschland eingetauscht gegen ein neues Leben, ohne Gewissheiten was die nächste Woche oder gar der nächste Monat bringt.
© Hans JakobiUm sich von der Schulpflicht unabhängig zu machen, mussten sie sich in Deutschland abmelden. Für diese Entscheidung gab es neben der Abenteuerlust und dem Wunsch andere Kulturen und Menschen kennenzulernen, einen weiteren wichtigen Grund. Denn bei Sophie wurde zu Beginn ihrer Schulzeit ADHS diagnostiziert. Sie wurde medikamentös eingestellt. Sophie wurde ruhiger, sie funktionierte im Schulsystem, wurde aber auch immer deprimierter. Nathalie entschloss sich daraufhin, ihre Tochter aus der Schule zu nehmen. Und so lernen Sophie und Jonas nicht nur aus Büchern und dem Internet – sondern auch live vor Ort. Zum Beispiel über Vulkanaktivitäten, wie auf der kapverdischen Insel Fogo. Der letzte Ausbruch des ‚pico del Fogo‘ liegt erst 10 Jahre zurück und hat bis heute sichtbar ein ganzes Dorf unter der Lava begraben.
© Hans JakobiVon den Kapverden geht es auf große Fahrt über den Atlantik. Ihr Ziel sind die paradiesischen Inseln der Karibik. Der Atlantik ist trotz bester Wetterbedingungen eine Herausforderung, besonders die Nachtwachen, die die Familie in 4-Stunden-Rythmen auf Moritz, Nathalie und Sophie verteilt. Nur der kleine Jonas darf in dieser Zeit durchschlafen. Die Route der Thumanns wird bestimmt von den Passatwinden, schon für Kolumbus die Rückversicherung, um in die neue Welt zu segeln. Kolumbus brauchte 2 Monate, der Katamaran »Stellar« der Familie Thumann nur 14 Tage. Aber das Paradies hat seinen Preis, ein Liter Milch kostet auf Barbados umgerechnet 7 Euro. Zu viel für das Budget der Thumanns. Trotzdem sie ihr eigenes Boot besitzen, sind sie nicht besonders wohlhabend. Den Katamaran haben sich Nathalie und Moritz von den Ersparnissen gekauft, die eigentlich für den Hausbau in Bayern gedacht waren. Die laufenden Kosten bezahlen sie mit dem Geld, das Moritz mit seinem Halbtagsjob im home-Office an Bord verdient. Große Sprünge können sie damit nicht machen. Und dennoch vermissen sie nichts, denn die größte Attraktion gibt es gratis: die faszinierenden Unterwasserwelten der Karibik. Im türkis schimmernden Wasser der traumhaften Grenadinen tauchen sie zu viert nur eine Armlänge entfernt mit riesigen Unterwasserschildkröten.