Mein Körper, meine Liebe - Lesben, Schwule und Transgender

Mittwoch, den 9. Juni um 20.15 Uhr, 3sat

Ein Film von: Patrick Zeilhofer und Volker Wasmuth
Kamera: Sven Bender, Frank Creutz, Marcel Herrmann, Lars-Kjeld Riedel, Daniel Zanett
Schnitt: Anja Schütze
Produktion: Martina Siebenhaar (SPIEGEL TV), Jörg Schmidt (ZDF/3sat)
Redaktion: Frank Grevsmühl (ZDFinfo/3sat)
Produzent: Robert Wortmann (SPIEGEL TV)

Schwule, Lesben und Transgender – immer mehr Menschen bekennen sich dazu, dass sie anders fühlen als es ihr biologisches Geschlecht nahelegt. Wie offen können sie heute ihre Sexualität ausleben?

7,4 Prozent der Deutschen sehen sich als sexuelle Abweichler, als „queer“ - Spitzenwert in Europa. Ist die Gesellschaft also toleranter geworden? Ist die gleichgeschlechtliche Ehe mittlerweile akzeptiert? Erst vor 27 Jahren endete die Strafverfolgung von Homosexuellen.

Die Dokumentation „Mein Körper, meine Liebe - Lesben, Schwule und Transgender“ zeigt Menschen, die abseits der sexuellen Norm leben: einen schwulen Fußballclub in München,  ein lesbisches Paar in Zürich, einen schwulen Polizisten in Wien, eine transsexuelle Politikerin. Wie wichtig war für sie das „coming out“? Wo stoßen sie auf gesellschaftliche Grenzen? Was macht ihnen das Leben schwer? 

Benjamin und Chris aus Frankfurt beispielsweise sind seit über elf Jahren ein Paar. Die beiden konnten sich ganz offiziell das Ja-Wort geben, denn seit 2017 ist in Deutschland die Ehe für alle erlaubt. Davon können Karin und Iris aus Zürich nur träumen. Sie haben zwei Kinder, doch eine gleichgeschlechtliche Ehe ist in der Schweiz noch immer nicht erlaubt.

In männerdominierten Berufen, in denen gerne mal der Macho rausgelassen wird, haben es Homosexuelle nach wie vor schwer. Der schwule Wiener Polizist Dominique Schibler engagiert sich deshalb bei den „GayCopsAustria“. Der Verein sieht der sich als Anlaufstelle für schwule, lesbische und transgender BeamtInnen, will Vorurteile innerhalb der öster-reichischen Polizei abbauen. Dominique berichtet von offenen und verdeckten Diffamierungen schwuler PolizistInnen im Berufsalltag.

Wie schwer es die Gesellschaft jungen Menschen macht, zu ihrer sexuellen Identität zu finden, zeigt das Beispiel der jungen Helen, die in der niederrheinischen Provinz lebt. Sie hat sich ihrer Mutter per Brief geöffnet – zu groß war die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Ihre Freundinnen in der Schule wussten da längst Bescheid.

„Ein Coming-Out ist wie ein Sprung vom 10-Meter-Brett. Jeder springt für sich allein“, sagt Experte Johannes Kram. Er hat das Buch „Ich habe nichts gegen Schwule, aber …..“ geschrieben. Er fordert weitere spektakuläre „coming out“-Aktionen, wie die kürzlich von 185 deutschen SchauspielerInnen und Bühnenstars. Es muß noch eine Menge passieren, glaubt Kram. Noch immer ist „schwule Sau“ eines der beliebtesten Schimpfwörter auf deutschen Schulhöfen und in den Fußballstadien. 

Wie schwer es ist, gesellschaftliche Muster aufzubrechen, weiß auch Tessa Ganserer. Sie ist die erste deutsche Politikerin, die sich als transsexuell geoutet hat. Ganserer sitzt im bayerischen Landtag und muß WählerInnen für sich gewinnen. Sie will bald für ihre Partei Bündnis90/Die Grünen in den Bundestag einziehen. Sie berichtet, wie sehr sie unter dem „falschen Leben“, dem früheren Versteckspiel gelitten hat.

In osteuropäischen Ländern wie Polen oder Ungarn wird die Lage für queere Menschen immer schwieriger. Kleinstädte und Gemeinden werden zu „LGBTQ-freien Zonen“ erklärt, Anfeindungen und Übergriffe auf „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer“ nehmen zu. Könnte der neue Hass auf sexuelle Minderheiten auch auf uns übergreifen? 

Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer zeigen mit ihrer Dokumentation, wie Europa mit sexuellen „AbweichlerInnen“ umgeht. Welche Hürden müssen Schwule und Lesben überwinden, welche Erfahrungen haben Transsexuelle gemacht? Sind wir auf einem guten Weg in eine offene, buntere Gesellschaft?