Brennpunkt Deutschland - Frankfurt, Bahnhofsviertel

Samstag, den 9. Januar um 0.00 Uhr, ZDFinfo

Ein Film von: Frank Gensthaler
Kamera: Jürgen Heck, Frank Gensthaler
Schnitt: Norbert Pössl, Jürgen Boll, Martin Mayer
Produktion: Holger Kreit
Redaktion: Leo Spors, Michael Scheuch
Produzent: Robert Wortmann
 

Das Frankfurter Bahnhofsviertel zählt zu den berühmtesten und berüchtigtsten Stadtvierteln Deutschlands. Drogenszene, Rotlichtviertel und hippe Szenetreffs liegen hier dicht beieinander.

Wie nirgendwo sonst prallen auf nur einem halben Quadratkilometer Fläche zwei Welten aufeinander wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Denn längst prägen nicht mehr nur Drogen, Kriminalität und Rotlicht das Bild. Der Stadtteil gilt inzwischen als in.

Der Grund: In den vergangenen Jahren haben immer mehr Szene-Bars und hochpreisige Restaurants eröffnet und ein hippes Publikum in dieses einstmals verrufene Viertel gelockt. Das Sortiment reicht von Koreanisch, Arabisch und Indisch bis zu Ostafrikanisch. Laut "Wirtschaftswoche" gilt das Viertel als angesagtester Stadtteil in der gesamten Main-Metropole. Studenten feiern hier genauso wie Banker oder junge Kreative. Und sie bleiben längst nicht mehr nur für ein Bier oder ein edles Vier-Gänge-Menü: Inzwischen leben 3.900 Menschen hier, über 50 Prozent mehr als noch 2007.

Mitten im Rotlichtviertel liegt eines der größten Strip-Clubs der Stadt. Hier arbeiten Kate und Thays schon seit über fünf Jahren. Jedes Wochenende verkaufen sie dem vorwiegend männlichen Publikum bis 5 Uhr morgens eine Illusion – gegen Bares. Für sie, genauso wie für Betreiber Christian, ist die Arbeit im Rotlicht Milieu ein Traumjob.

Direkt gegenüber betreibt Nadine Maletzki als einzige Frau im Viertel ein Laufhaus. Mit 18 Jahren ist sie in das Geschäft der Eltern eingestiegen. Normalerweise arbeiten in den fünf Stockwerken bis zu 50 Frauen – bieten sechs fast rund um die Uhr. Doch seit Ende März sind wegen der Corona-Pandemie alle Bordelle in Hessen geschlossen, stattdessen floriert das Geschäft auf der Straße. Über 300 Frauen gehen hier jeden Tag auf dem illegalen Straßenstrich anschaffen.

Der Film bietet Einblicke in einen Kosmos, der für Außenstehende eine verborgene Welt, für manche auch eine angsteinflößende Welt ist, weil sich die wenigsten trauen, ihren Weg vorbei an Junkies, Obdachlosen und Tagedieben zu bahnen. Doch die Menschen, die hier leben und arbeiten, fühlen sich mit dem Viertel verbunden, weil sie sich etwas aufgebaut haben und dem schlechten Ruf etwas entgegensetzen wollen. Zum Beispiel die Brüder James und David Ardinast, die sich mit zahlreichen Lokalen zu einflussreichen Gastronomen im Viertel nach oben gearbeitet haben. Nazim Alemdar ist seit 15 Jahren Inhaber des Yok Yok Kiosks – ein Kiosk, der eine Institution im Bahnhofsviertel und ein Treffpunkt für alle Schichten ist. Banker und Obdachlose trinken hier ihr Bier gemeinsam.