© SPIEGEL TV/ Ulf Behrens
                    
                
            Die Globalisierung wandelt sich – durch Krisen, Kampf um Rohstoffe, Klimawandel und Digitalisierung. Wie sieht es aus, das New Global Game? Eine Spurensuche in sieben Regionen der Welt. An kaum einem anderen Alltagsgegenstand ist die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit so gut zu beobachten wie dem Smartphone. Entworfen wird es in den USA, die Rohstoffe kommen aus der ganzen Welt, zusammengebaut wird es in Asien. Niemand kommt ohne den anderen aus.
Als Anfang 2007 Apple-Boss Steve Jobs in Kalifornien das iPhone präsentiert, ahnt kaum jemand, wie sehr Smartphones die Welt verändern werden. Heute trägt bald jeder Mensch sein digitales Leben und seinen Weltzugang in der Hosentasche. Smartphones scheinen die Welt zusammen rücken zu lassen, alle können fast alles überall mit ein paar Klicks erfahren. Länder und Firmen kooperieren erfolgreich, um Smartphones überhaupt produzieren zu können, von den Rohstoffen bis zum High-Tech-Chip. Die Lieferkette für die Smartphone-Produktion ist so global wie die Kommunikation, die auf ihnen läuft. Alles greift ineinander, wie einst in der Utopie vom friedlichen globalen Dorf am Anfang des Internet-Zeitalters erträumt: »Die Grenzen zwischen den Ländern würden verschwinden, die Kluft zwischen Arm und Reich würde sich verringern – aber all das passierte nicht,« sagt Mark Liu, als CEO des global wichtigsten Hardware-Herstellers TSMC in Taiwan viele Jahre einer der einflussreichsten Manager der Welt.
Stattdessen steigen die geopolitische Spannungen zwischen den Supermächten USA und China und beeinflussen zunehmend auch den Welthandel. Das Denken in Blöcken und Einflussspähren kehrt zurück. Mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und dem Konflikt um Taiwan wird die globale Produktion nicht allein zur Suche nach den besten und günstigsten Produktionsbedingungen, sie wird auch zur Frage des besten Risiko-Managements und des erbitterten Wettbewerbs um die globale Führungsrolle. Sind die Globalisierung und die Hoffnung auf eine bessere und gerechtere Welt also grundlegend in der Krise?
Im Konflikt der Supermächte USA und China gerät Europa stark unter Druck, fällt inzwischen sogar in Schlüsselsektoren wie der Autoproduktion zurück. Andere Regionen holen auf, erschließen sich durch die Produktion und Nutzung neuer Technologien neue Zugänge zum Weltmarkt und Teilhabe an der Globalisierung als Wohlstandsmaschine. In der aktuellen Globalisierung geht es nun vermehrt um Software, Hardware, Rohstoffe, Zugänge zu High Tech aber auch um eine Erneuerung von Gesellschaften und Demokratien im digitalen Zeitalter – und um junge Generationen als wichtigste Ressource. »Fünf Milliarden Menschen auf der Welt sind Millenials, Generation Z und Generation Alpha«, sagt Paragh Kannah, Globalisierungsforscher in Singapur. »Sie sehen Smartphones, Nachhaltigkeit und freie Mobilität als Menschenrecht. Erfolgreiche Gesellschaften der Zukunft werden jene sein, die ihnen Perspektiven bieten.«
ZDF/arte-Autor Kersten Schüßler reist auf der Spur der Smartphone-Produktion durch sieben Weltregionen, trifft auf neue Chancen, neue Konflikte und vor allem: neue Perspektiven auf die Globalisierung. Während im alten Europa die Entwicklung immer komplizierter scheint, werden in anderen Erdteilen völlige andere Möglichkeiten gesehen. So verteilen sich die Rollen von Gewinnern und Verlierern neu. Und wer nicht mitspielt, verliert.