ARTE: Globalisierung – Wie Krisen unsere Welt verändern

DIENSTAG, 14.1.2025, 22.55 – 0.30 UHR, ARTE

Indische Arbeiterin in Handy-Fabrik © SPIEGEL TV/ Ulf Behrens

Die Globalisierung wandelt sich – durch Krisen, Kampf um Roh­stoffe, Klima­wandel und Digi­tali­sierung. Wie sieht es aus, das New Global Game? Eine Spuren­suche in sieben Regionen der Welt. An kaum einem anderen All­tags­gegen­stand ist die gegen­seitige wirt­schaft­liche Abhängig­keit so gut zu beobachten wie dem Smart­phone. Entworfen wird es in den USA, die Roh­stoffe kommen aus der ganzen Welt, zusammen­gebaut wird es in Asien. Niemand kommt ohne den anderen aus.

Als Anfang 2007 Apple-Boss Steve Jobs in Kalifornien das iPhone präsentiert, ahnt kaum jemand, wie sehr Smart­phones die Welt verändern werden. Heute trägt bald jeder Mensch sein digitales Leben und seinen Welt­zugang in der Hosen­tasche. Smart­phones scheinen die Welt zusammen rücken zu lassen, alle können fast alles über­all mit ein paar Klicks erfahren. Länder und Firmen kooperieren erfolg­reich, um Smart­phones über­haupt produzieren zu können, von den Roh­stoffen bis zum High-Tech-Chip. Die Liefer­kette für die Smart­phone-Produktion ist so global wie die Kommunikation, die auf ihnen läuft. Alles greift inein­ander, wie einst in der Utopie vom fried­lichen globalen Dorf am Anfang des Internet-Zeit­alters erträumt: »Die Grenzen zwischen den Ländern würden verschwinden, die Kluft zwischen Arm und Reich würde sich verringern – aber all das passierte nicht,« sagt Mark Liu, als CEO des global wichtigsten Hardware-Herstellers TSMC in Taiwan viele Jahre einer der ein­fluss­reichsten Manager der Welt.

Statt­dessen steigen die geo­politische Spannungen zwischen den Super­mächten USA und China und beein­flussen zunehmend auch den Welt­handel. Das Denken in Blöcken und Einfluss­spähren kehrt zurück. Mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und dem Konflikt um Taiwan wird die globale Produktion nicht allein zur Suche nach den besten und günstigsten Produktions­bedingungen, sie wird auch zur Frage des besten Risiko-Managements und des erbitterten Wett­bewerbs um die globale Führungs­rolle. Sind die Globali­sierung und die Hoffnung auf eine bessere und gerechtere Welt also grund­legend in der Krise?

Im Konflikt der Super­mächte USA und China gerät Europa stark unter Druck, fällt inzwischen sogar in Schlüssel­sektoren wie der Auto­produktion zurück. Andere Regionen holen auf, erschließen sich durch die Produktion und Nutzung neuer Techno­logien neue Zugänge zum Welt­markt und Teil­habe an der Globali­sierung als Wohl­stands­maschine. In der aktuellen Globali­sierung geht es nun vermehrt um Soft­ware, Hard­ware, Roh­stoffe, Zugänge zu High Tech aber auch um eine Erneuerung von Gesell­schaften und Demo­kratien im digitalen Zeit­alter – und um junge Generationen als wichtigste Ressource. »Fünf Milliarden Menschen auf der Welt sind Millenials, Generation Z und Generation Alpha«, sagt Paragh Kannah, Globalisierungs­forscher in Singapur. »Sie sehen Smart­phones, Nach­haltig­keit und freie Mobilität als Menschen­recht. Erfolg­reiche Gesell­schaften der Zukunft werden jene sein, die ihnen Perspektiven bieten.«

ZDF/arte-Autor Kersten Schüßler reist auf der Spur der Smart­phone-Produktion durch sieben Welt­regionen, trifft auf neue Chancen, neue Konflikte und vor allem: neue Perspek­tiven auf die Globali­sierung. Während im alten Europa die Entwicklung immer komplizierter scheint, werden in anderen Erd­teilen völlige andere Möglich­keiten gesehen. So verteilen sich die Rollen von Gewinnern und Verlierern neu. Und wer nicht mitspielt, verliert.