3sat MAKRO: Liebe auf den ersten Klick – Milliardenmarkt Online Dating

DIENSTAG, 22. Februar 2022, 22.25 – 23.10 Uhr, 3sat

Ausgeklügelte KI-Systeme optimieren die Angebote, die gegen Geld Erfolg versprechen – ob ein schnelles Abenteuer oder den Partner fürs Leben. Der Markt für Online Dating ist hart umkämpft, mehr als 1.500 Kennenlern-Webseiten und Apps werben um Nutzer und Nutzerinnen.

Seit 2015 hat sich die Zahl der registrierten Menschen bei Dating-Portalen etwa verfünffacht. Was zunächst als etwas anrüchig galt, ist inzwischen ein ganz normaler Weg, um die Frau oder den Mann fürs Leben zu finden.

Umfragen zufolge hat fast jeder dritte Deutsche Online Dating schon mal ausprobiert und bei jedem zweiten kam es tatsächlich zu einer festen Beziehung oder zumindest zu einer Affäre.

Insa Wiese aus München und Edwin Suwa aus Hamburg sind auch auf der Suche – zum ersten Mal melden sie sich auf einem Bezahl-Dating-Portal an und berichten in der Dokumentation von ihren Erfahrungen mit den Portalen und den Dates.

Alles dreht sich um das perfekte Match, also den vermeintlich idealen Partner. Darüber, wer zu wem passt, entscheidet bei vielen Anbietern ein Algorithmus. Doch kann eine künstliche Intelligenz erfassen, was Liebe ist? Lässt sich das Geheimnis der Liebe durch eine Formel lösen? Nachfrage bei Hugo Schmale - der Hamburger ist Professor für Psychologie, Autor und Philosoph – und hat den Persönlichkeitstest von Parship, Deutschlands größter Partnerbörse, entwickelt.  Er glaubt: “Eine Formel kann dabei helfen, leichter Liebe zu finden.”

Parship ist Teil der Hamburger Parship Meet Group, dem deutschen Marktführer, zu dem u.a. auch Elite Partner, E-Harmony und Lavoo zählen. Mit 53 Prozent gehört das Unternehmen mehrheitlich zur Münchner ProSiebenSat.1 und soll bald an die Börse gehen.

Der Film blickt hinter die Kulissen der Firma, Geschäftsführer Marc Schachtel berichtet von Chancen und Risiken.

Vorbild ist der US-Branchenprimus „Match Group“ (u.a. Tinder, Match.com, Meetic). Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang im November 2015 um mehr als 1.000 Prozent gestiegen – auf 45 Milliarden US-Dollar. Auch der von der früheren Tinder-Mitarbeiterin Whitney Wolfe Herd geführt Herausforderer Bumble konnte seinen Kurs seit dem Börsengang  fast verdoppeln. Doch sind diese Zahlen gerechtfertigt?

Die Corona-Pandemie hat den Trend zum Online-Dating weiter befeuert: Knapp sieben von zehn Suchenden haben sich seit dem Ausbruch der Pandemie bei neuen Anbietern angemeldet. Durch den Mangel an analogen Alternativen zur Partnersuche steigt auch die Zahlungsbereitschaft. Jeder Achte nutzt derzeit ein kostenpflichtiges Dating-Angebot. Die Tricks der Branche, die Partnersuchenden möglichst schnell zu zahlenden Kunden zu machen, erklärt Online-Dating-Experte Henning Wiechers aus Hennef. Er selbst verdient gut an der Partnersuche – wenn auch indirekt: Durch Affiliate -Marketing mit Websites wie „singleboersen-vergleich.de“ leitet er neue Kunden an die Dating-Portale weiter und bekommt dafür Provisionszahlungen.

Inzwischen teilen sich wenige Platzhirsche den größten Teil des Marktes auf, nur wenige Apps sind wirklich erfolgreich -  selbst Facebook konnte mit einer Flirtfunktion nicht punkten. Neueste Trends der Branche sind Videoclips statt Profilbilder, Videochats und Echtzeit-Dates via Livestreaming.

Die Dokumentation von Autor Patrick Zeilhofer geht den Fragen nach: Wie funktioniert die Online-Partnersuche?  Welche Rolle spielen dabei Algorithmen? Was macht das Geschäft mit dem Internet-Dating so lukrativ? Wo liegen die Tücken im System und was sagen die Nutzer?