ZDF.reportage:  Dresden Prohlis – Platte mit Herz

SAMSTAG, 22.11.2025, 17.35 – 18.05 UHR, ZDF

Die Rentnerin Elisabeth John lebt seit 1988 in Dresden Prohlis  © Thomas Victor

Dresden-Prohlis gilt als Brennpunkt. Soziale Probleme, Frustration und viele AfD-Anhänger prägen den Stadtteil. Aber das Viertel ist mehr: Nachbarschaft, Stolz und ein Gefühl von Zusammenhalt. In Prohlis leben rund 17.000 Menschen, viele in Plattenbauten aus DDR-Zeiten. Das Viertel wurde in den 1970er-Jahren als moderner Stadtteil geplant. Heute prägen Arbeitslosigkeit, soziale Belastungen und gesellschaftliche Spannungen den Alltag vieler Bewohner.


Claudia Druschke ist selbständige Hausmeisterin. Eine, die gern anpackt. Abreißen, entrümpeln, schleppen. Sie bezeichnet sich als Frau fürs Grobe. Sie steht gegen 5 Uhr auf, trinkt ihren Kaffee und dann geht es los. Häufig ist sie von früh morgens bis spätabends unterwegs. Wenn jemand Hilfe braucht, ist Claudia da: „Ich kann schwer Nein sagen“, sagt sie und man merkt, dass sie lieber erst anderen hilft, bevor sie an sich selbst denkt.

Rene Schwab ist ein sogenannter Bürgerpolizist. Er ist in Prohlis täglich zu Fuß unterwegs und kennt die Brennpunkte des Stadtteils wie kaum ein anderer. Für viele Bewohner ist er Ansprechpartner bei Streit, Alkohol- oder Drogenproblemen. Seine Arbeit macht sichtbar, wie sehr Armut, Perspektivlosigkeit und Drogen das Leben im Viertel prägen. Er berichtet von Jugendlichen ohne Halt, von Gewalt im öffentlichen Raum und von Situationen, in denen er immer wieder zwischen Eingriff und Deeskalation abwägen muss. Wir begleiten ihn und seinen Kollegen Stefan Albrecht bei seiner Streife durch Prohlis: im Gespräch mit Anwohnern und bei Kontrollen. Er steht für die Gratwanderung zwischen Nähe und Autorität, die den Alltag der Polizei in einem Brennpunkt bestimmt.

Um vier Uhr morgens beginnt Monte seinen Tag. Er steht auf, zieht sich an und macht sich auf den Weg, um Zeitungen auszutragen. Bis sieben Uhr müssen sie in den Briefkästen liegen. „Die Arbeit gibt mir etwas Struktur“, sagt er. Danach braucht er Ruhe, muss runterkommen. Das erste Bier, ein Zug an der Bong, Fernsehen. Er lebt zwischen Gewohnheit und dem Wunsch nach Veränderung. Monte hat viel erlebt. Eine Kindheit voller Gewalt, frühe Sucht, zahlreiche Strafverfahren. Heute lebt er von Sozialleistungen, ist körperlich eingeschränkt. Am Mittag trifft er seine Freunde am Albert-Wolf-Platz. Für viele das Symbolbild der Probleme in Prohlis, für Monte ist es sein zweites Wohnzimmer. Er ist hier ein bekanntes Gesicht, für manche ist er Teil des Problems. Er sitzt am Brunnen mit seiner Freundin, den zwei Hunden und seiner Clique. „Wo sollen wir denn sonst hin?“, fragt er. Er spricht offen über sein Leben, auch über seine Alkoholsucht. Gerade ist er mit Nicole in eine modernisierte Wohnung gezogen. Zwei Zimmer, sauber, die Chance auf einen Neuanfang. „Der gute Teil meines Lebens beginnt jetzt.“

Die ZDF-Reportage begleitet Menschen in Prohlis in ihrem Alltag. Der Film zeigt den Stadtteil aus ihrer Sicht und wie es sich anfühlt, in einem Viertel zu leben, über den viele reden, den aber wenige kennen.