WissenHoch2: Die Macht der Vor­ur­teile – Rassis­mus bewusst verlernen!

Donnerstag, den 25. Februar um 20.15 Uhr, 3sat

Buch und Regie: Denise Dismer und John A. Kantara
Kamera: Sami Karim, Thomas Rist, Jasper Engel
Schnitt: Jakob Kastner
Produktion: Katrin Gums, Rainer Leske
Executive Producer: Kirsten Hoehne
Redaktion: Katharina Finger, Nicole Schleider

Menschen jeglicher Haut­farbe und Her­kunft sind in ihrem Erb­gut zu mehr als 99,99 Prozent gleich. Dennoch ist Rassis­mus im ver­meint­lich auf­ge­klärten Deutsch­land tief ver­wurzelt. Woran liegt das?

Rassistische Denk­muster werden von Menschen und Insti­tutionen repro­duziert und durch digitale Technik ver­stärkt. Sie werden, wie andere kulturelle Ver­haltens­muster auch, sehr früh über­nommen. Doch weil Rassis­mus gelernt ist, kann er auch wieder ver­lernt werden.

Grundvoraus­setzung dafür ist, dass wir strukturellen Rassis­mus als gesamt­gesell­schaft­liches Phänomen an­er­kennen und bereit sind, uns intensiv damit aus­ein­ander­zu­setzen. Die Bilder-Suche bei Twitter und Google be­vor­zugt weiße Menschen. Die Gesichts­er­kennung von Mobil­telefonen kann Asiat­innen nicht von­ein­ander unter­scheiden und Auto­maten der Bundes­druckerei scheitern daran, bio­metrische Fotos von Schwarzen Menschen zu erstellen. Ähnlich sieht es in der Medizin aus: Fast alle Symptome werden in der Fach­literatur und in Vor­lesungen an weißen Menschen ab­ge­bildet und beschrieben. Viele Krank­heiten werden bei Schwarzen Menschen und People of Color später diagnostiziert. Diese erhalten bei gleicher Diagnose niedriger dosierte Schmerz­medikamente und sie werden ärztlich weniger gut betreut. Die Folge ist eine höhere Sterb­lich­keit – das zeigt auch die aktuelle Covid-19-Pandemie.

Dass Menschen unter­schiedlich aus­sehen, ist eine Folge von Migration und der An­passungs­fähig­keit des Menschen an eine neue Umwelt. Und kein Aus­druck von genetischer Anders­artig­keit. Mensch­liche „Rassen“ gibt es nicht, deshalb soll der Begriff aus dem Grund­gesetz gestrichen werden. People of Color oder „Menschen of Colour“ beschreibt Indi­viduen und Gruppen, die auf­grund körper­licher und kultureller Fremd­zu­schreibungen der weißen Dominanz­gesell­schaft als „anders“ definiert werden und so viel­fältigen Formen von Rassis­mus aus­ge­setzt sind. Wissen­schaft­liche Studien und Schilder­ungen von Schwarzen, Muslim*­innen und anderen People of Color über Dis­krimi­nierung auf dem Wohnungs­markt, im Berufs­leben, in der Schule und bei Polizei­kontrollen doku­mentieren dies.

Die Annahme einer weißen Über­legen­heit ist kein Problem am Rand unserer Gesell­schaft, sondern selbst bei Menschen, die erklärter­maßen nicht rassistisch sein möchten, durch Main­stream-Rollen­bilder in Schule und Medien geprägt. Wenn wir uns der Vor­ur­teile bewusst­werden, kann es gelingen, ihre Macht zu brechen und Rassismus zu „verlernen“.