Das Ruhrgebiet galt einst als Motor der deutschen Industrie. Heute kämpfen Teile der Region mit hoher Arbeitslosigkeit. Der Verlust des Jobs führt nicht selten zu Armut und Obdachlosigkeit. Ohne Perspektive landen viele Bedürftige auch in der Drogensucht. Schwerstabhängige Menschen verlieren häufig den Kontakt zu Freunden und Familie und damit jeglichen sozialen Halt. Außerdem hinterlässt die Suchterkrankung schwere Schäden an Körper und Seele. Wir begleiten Betroffene in den Städten Bochum und Dortmund. Sie erzählen uns ihre persönlichen Geschichten.
In der zweiten Ruhrgebiet-Folge von „Hartes Deutschland – Leben im Brennpunkt“ lernen wir den 48-jährigen Frank kennen. Als 2020 seine Ehe zerbricht, landet der gelernte Tischler auf der Straße. Dort verschlechtert sich der Zustand seines stark entzündeten Beines. Heroin und Kokain schwächen das Immunsystem des Dortmunders zusätzlich und erschweren die Heilung. Frank muss ins Krankenhaus, fürchtet eine Amputation – oder Schlimmeres.
Auch Jan musste wegen seines Beines ins Krankenhaus. Der 34-Jährige überlebt nur knapp. Nun will der Obdachlose ein neues Leben beginnen, lässt sich mit medizinischem Heroin substituieren und kümmert sich um seinen Hartz-IV-Antrag. Trotzdem konsumiert er weiterhin Kokain. Um an Geld für die Droge zu kommen, begeht er einen Einbruch.
In Bochum lebt der 19-jährige Julian auf der Straße. Sein Vater stirbt an den Folgen seiner Crystal Meth Sucht, als Julian 11 Jahre alt ist. Mit 13 Jahren konsumiert er zum ersten Mal selbst Heroin. Drei Entgiftungen hat der Bochumer inzwischen hinter sich. Und ebenso viele Rückfälle. Mit Schnorren und Hartz-IV finanziert Julian seinen Konsum.
Ähnlich bestreitet Charlie in Dortmund ihren Lebensunterhalt. Die 23-Jährige läuft mit 13 von zuhause weg, wird mit 16 abhängig von Kokain und Cannabis. Seit Kurzem lebt Charlie in ihrer ersten eigenen Wohnung, sucht einen Job und konsumiert keine harten Drogen mehr. Ihrem Freund Pauli gelingt es jedoch noch nicht, darauf zu verzichten. Charlie weiß: „Drogen werden immer ein Teil meines Lebens sein“.
Die ehrenamtliche Helferin Sabine Kleemannhat gemeinsam mit Ihrem Ehemann den Verein „Menschen ohne Bleibe e.V.“ gegründet. Seit drei Jahren verteilt sie mit ihrem Team hinter dem Bochumer Hauptbahnhof selbstgekochte Mahlzeiten, die sie aus eigener Tasche finanziert. Für viele Bedürftige ist es die einzige Möglichkeit, etwas Warmes zu essen.