Jedes Jahr werden Deutschlands Recyclinghöfe mit Müll überflutet. 187 Kilo Sperrmüll produziert jeder von uns im Jahr. Doch viele denken um und schenken ihren Besitztümern ein zweites Leben. Denn in die Jahre gekommene Alltagsgegenstände lassen sich mit etwas Kreativität und Know-how weiter verwenden. Wie das geht zeigen Do-it-yourself-Workshops und nachhaltig agierende Unternehmen.
Kurzarbeit, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen – in Pandemiezeiten verwirklichen viele Menschen lang geplante Projekte in Haus und Garten. Das Bedürfnis, mit den eigenen Händen zu arbeiten, ist groß. Das beobachtet auch André Wolf, Tischler in Schleswig-Holstein.
„Wenn die Leute in meine Werkstatt kommen, dann atmen sie erstmal tief ein, weil sie den Geruch nach Holz so lieben“, sagt er. Der Handwerker bietet Kurse an, in denen ausrangierte Schultische zu Skateboards, kaputte Fahrradschläuche zu Gartenstühlen und Korken zu Memoboards werden.
Seit Corona finden Teambesprechungen per Videokonferenz statt, Großeltern schicken ihren Enkeln Gute-Nacht-Geschichten über’s Tablet und Hausaufgaben und Studium laufen online. Nie war der Bedarf an IT-Geräten so groß, wie im Moment. Doch nicht jeder kann oder will neue Produkte kaufen. Eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative sind gebrauchte Geräte. Die AfB GmbH arbeitet ausgediente IT-Hardware von großen Unternehmen auf. Über 400 Menschen sind für das gemeinnützige Unternehmen tätig, fast die Hälfte von ihnen hat eine Behinderung.
Der größte Teil unseres Elektroschrotts landet in afrikanischen Ländern, auch ein Drittel der weltweit entsorgten Kleidung wird dorthin verkauft. Vieles davon ist noch tragbar. Der französische Designer Amah Ayivi hat daraus ein Geschäft gemacht. Im westafrikanischen Togo sucht er in den Textil-Bergen nach Vintage-Teilen. Die lässt er vor Ort von einem Schneider aufarbeiten und bringt sie wieder nach Europa. In einer Pariser Boutique verkauft er sie als Designer-Mode. „Ich bringe den Müll, der nach Afrika geschickt wird, als Schatz zurück“, sagt der Franzose.
In der Werkstatt der Upcycling-Börse in Hannover wurden seit dem Corona-Lockdown alle Kurse abgesagt. Doch jetzt wird Gert Schmidt aktiv: Er will Kulturschaffende und Beratungsstellen unterstützen, die gar nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. In diesen Bereichen wird die Kommunikation durch das Tragen eines Mundschutzes erschwert oder gänzlich unmöglich. Der Tüftler legt sich eine Spritzgussmaschine und einen „Kunststoffschredder“ zu und beginnt, Gesichtsschilder aus Altplastik herzustellen.