Ein umstrittener Trend hält Einzug in Deutschlands Vorgärten: Schotter, Kiesel und Splitt als moderne Alternative zum wilden Grün. Die neue Lust auf Stein zeigt sich eindrucksvoll bei einem Streifzug durch so manches Neubaugebiet. Pflegeleicht und ästhetisch anspruchsvoll, sagen Befürworter, umweltschädlich und hässlich, klagen Naturschützer. Durch die Abdeckung mit Unkrautvlies oder Teichfolie würden Beete wasserfest versiegelt, unter dem Gewicht der Kiesel und des Splitts verdichte sich der Boden.

Schottergärten sind in einigen Bundesländern bereits verboten. Zurecht, sagt Ulf Soltau, ein Biologe aus Berlin, der sich vehement gegen die neue Gartenkultur aus Stein einsetzt. Soltau setzt auf Humor und mediale Aufmerksamkeit. Die von ihm gegründete Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ illustriert satirisch die steinernsten Gärten Deutschlands. Dabei geht es ihm nicht nur um die Ästhetik, sondern um die ökologischen Folgen der buchstäblichen Verwüstung deutscher Vorgärten. „Es ist nicht legal, was da passiert“, sagt der Aktivist. Er vermutet hinter dem Trend auch eine Profitmotivation von Steinbrüchen und Steinhändlern: „Das ist ein Millionengeschäft mit Bruchstein und Schotter“. Ein Geschäft zulasten der Natur.
Dass Steingärten nicht zwangsweise Lebensraum für Insekten und Vögel zerstören, sondern mit richtig ausgewählten Pflanzen pflegeleicht, attraktiv und artenreich sein können, beweist der Kiesgarten, den die Grande Dame der britischen Gartengestaltung, Beth Chatto, nahe London in der Region Colchester angelegt hat. Auf einem ehemaligen Parkplatz in der trockensten Region Englands, wo die Niederschlagsmenge vergleichbar mit der in Israel ist, schuf sie Anfang der 1990er Jahre ein botanisches Meisterwerk: mit robusten Stauden, die lange Hitzeperioden überstehen und ausreichend Wurzeln bilden können.