ARTE Re: Schotter­gärten im Visier – Wenn Kies und Co. die Natur ver­drängen

MONTAG, 21. März 2022, 19.40 - 20.15 Uhr, ARTE

Ein umstrittener Trend hält Ein­zug in Deutsch­lands Vor­gärten: Schotter, Kiesel und Splitt als moderne Alter­native zum wilden Grün. Die neue Lust auf Stein zeigt sich ein­drucks­voll bei einem Streif­zug durch so manches Neu­bau­gebiet. Pflege­leicht und ästhetisch an­spruchs­voll, sagen Befür­worter, umwelt­schäd­lich und häss­lich, klagen Natur­schützer. Durch die Abdeckung mit Unkraut­vlies oder Teich­folie würden Beete wasser­fest ver­siegelt, unter dem Gewicht der Kiesel und des Splitts verdichte sich der Boden.

Schottergärten sind in einigen Bundes­ländern bereits ver­boten. Zurecht, sagt Ulf Soltau, ein Bio­loge aus Berlin, der sich vehement gegen die neue Garten­kultur aus Stein ein­setzt. Soltau setzt auf Humor und mediale Auf­merk­sam­keit. Die von ihm gegründete Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ illustriert satirisch die stein­ernsten Gärten Deutsch­lands. Dabei geht es ihm nicht nur um die Ästhetik, sondern um die öko­logischen Folgen der buch­stäblichen Verwüstung deutscher Vor­gärten. „Es ist nicht legal, was da passiert“, sagt der Akti­vist. Er vermutet hinter dem Trend auch eine Profit­moti­vation von Stein­brüchen und Stein­händlern: „Das ist ein Millionen­geschäft mit Bruch­stein und Schotter“. Ein Geschäft zulasten der Natur.

Dass Steingärten nicht zwangs­weise Lebens­raum für Insekten und Vögel zer­stören, sondern mit richtig aus­ge­wählten Pflanzen pflege­leicht, attraktiv und arten­reich sein können, beweist der Kies­garten, den die Grande Dame der britischen Garten­gestaltung, Beth Chatto, nahe London in der Region Colchester an­ge­legt hat. Auf einem ehe­maligen Park­platz in der trockensten Region Englands, wo die Nieder­schlags­menge ver­gleich­bar mit der in Israel ist, schuf sie Anfang der 1990er Jahre ein botanisches Meister­werk: mit robusten Stauden, die lange Hitze­perioden über­stehen und aus­reichend Wurzeln bilden können.