Seit den frühen Morgenstunden des 24. Februar bombardieren russische Truppen die Ukraine. Wladimir Putins Angriffskrieg zwingt Hunderttausende ukrainische Zivilisten zur Flucht in die Nachbarländer Polen, Rumänien und Moldawien. Viele Ukrainer wollen vor den Raketen aber nicht fliehen - sie entscheiden sich bewusst, zu bleiben und ihr Heimatland zu verteidigen.
Die Hafenstadt Mariupol im Osten der Ukraine ist unter Dauerbeschuss. Hier hat der Militärpastor Gennadiy Mokhnenko vor mehr als 20 Jahren ein Kinderheim gegründet. 4000 Kinder sind dort aufgewachsen – 35 haben der Pastor und seine Frau im Laufe der Jahre selbst adoptiert. Die Angst vor Angriffen durch pro-russische Separatisten oder gar einem Krieg mit Russland, war hier seit 2014 Alltag. Gemeinsam mit den älteren Kindern wartete Pastor Mokhnenko regelmäßig die Verteidigungsanlagen auf seinem Grundstück. „Wir hatten mehr als ein Treffen, um über Notfallevakuierungspläne nachzudenken“, sagte der Pastor ARTE Re: im August 2021.

Ein halbes Jahr später werden diese Pläne bittere Realität. Nach einer Warnung von Freunden aus dem Militär bleiben Gennadiy Mokhnenko nur 50 Minuten, um rund 200 Kinder und Frauen seiner Einrichtungen aus der Stadt zu schaffen, bevor sie komplett umzingelt wird. Das Ziel: der bislang noch sichere Westen der Ukraine. Nach der geglückten Evakuierung macht sich Mokhnenko zurück auf den Weg nach Mariupol.
In Berlin organisiert der 33-jährige Ukrainer Andriy Ilin Friedensdemonstrationen, koordiniert ankommende Flüchtlinge und baut ein Spendenzentrum auf. Andriy will seine Eltern nach Deutschland holen. Sie leben zusammen mit seinem Bruder in der Westukraine. Doch Bruder und Vater dürfen nicht mehr ausreisen. Es gilt ein Ausreisestropp für Männer zwischen 18 und 60 Jahren. Die Mutter will die beiden nicht allein lassen und bleibt, trotz Krieg.