Die Kleinstadt Šabac liegt keine hundert Kilometer westlich von Belgrad entfernt. Auch hier gibt es kaum Perspektiven für junge Menschen. Nach dem Schulabschluss ziehen die meisten weg. Der 26-jährige Miroslav ist geblieben. Mit noch nicht einmal 16 Jahren hat er mit dem Glücksspiel begonnen. Zeitweise hatte er 20.000 Euro Schulden bei verschiedenen Geldverleihern. Neben seiner Wohnungstür hat Miroslav eine Überwachungskamera installiert – aus Angst vor gewalttätigen Geldeintreibern. Gerade ist er schuldenfrei, seine Familie hat ihm mit großer Anstrengung geholfen. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er sogar einen festen Job. Nach eigener Aussage könne er jetzt kontrolliert spielen.
Das dachte auch Nikola. Das Maschinenbaustudium hat der 27-Jährige wegen seiner Spielsucht abgebrochen. Mehrmals wurde er rückfällig und unternahm schließlich einen Selbstmordversuch. Im renommierten „Institut für geistige Gesundheit“, einer Suchthilfeeinrichtung in Belgrad, wurde ihm geholfen. Mittlerweile setzt er seine Therapie ambulant fort. Am meisten ärgert Nikola die Allgegenwärtigkeit der Werbung für Glücksspiel, der er kaum entkommen könne.
Nur wenige hundert Meter von der Suchtklinik entfernt liegt der Hauptsitz des Wett- und Glücksspielanbieters MOZZART, nach eigenen Angaben der Marktführer in Südosteuropa. Das Unternehmen inszeniert sich als Hoffnungsbringer mit sozialem Gewissen, indem es 100 Sportplätze auf Schulhöfen im ganzen Land baut und sie feierlich mit berühmten Sportlern eröffnet. Dadurch wird die Firma schon Kindern ein Begriff.