ARTE Re: Frauenmorde in der Türkei – Aufstand gegen die Gewalt (Wh.)

DONNERSTAG, 1. Dezember 2022, 19.40 - 20.15 Uhr, ARTE

Der grausame Mord an einer Studentin in der küsten­nahen Provinz Muğla löste im vergangenen Sommer landes­weite Demons­tra­ti­onen aus. Die 27-jährige Pinar Gültekin wurde geschlagen, erwürgt und ver­brannt. Täter ist ihr Ex-Freund. Die Eltern des Opfers, Kurden aus dem ost­ana­tolischen Bitlis, sind fassungs­los. Vater Siddik: „Da kommt ein Mensch und ruiniert unser ganzes Leben, zerstört die Familie. Ich verstehe das einfach nicht.“

Vielen Männern aus konservativ-religiös geprägten Gesell­schafts­schichten passt es nicht, wenn sich ihre Frauen emanzi­pieren und nach mehr Frei­heit streben. Die Tötungen erfolgten nach Polizei­an­gaben unter anderem aus Gründen wie „hat sich die Haare rot gefärbt“ oder „hat die Wäsche nicht gewaschen“.

Figan Erozan aus Bodrum engagiert sich seit 30 Jahren für die Rechte der Frauen in der Türkei. Sie sagt: „Der Grund für die Tötung ist fast immer der Um­stand, dass sie das Leben mit den Männern nicht mehr aus­halten.

Ihr Verein hat einen Not­ruf, der mittler­weile landes­weit bekannt ist. Frauen aus der ganzen Türkei melden sich, wenn sie sich bedroht fühlen. Figan organisiert nicht nur praktische Hilfe, sondern vermittelt auch juristischen Beistand.

Für die Frauen­rechtler­innen ist es un­ver­ständlich, dass die Regierung jetzt die so­genannte „Istanbul Konvention“ zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen in Frage stellt. Figan Erozan: „Häusliche Gewalt ist dann wieder Familien­an­ge­legen­heit und wird vertuscht. Dagegen lehnen wir uns auf!“

Die Proteste haben auch die Frauen in der Regierungs­partei AKP erreicht. Sie sind gegen eine Ein­mischung in die von der Partei geprägten konser­vativen Lebens­welten. Aber auch sie müssen sich an­ge­sichts der zunehmenden Gewalt gegen­über Frauen positionieren.